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Enerige & Management > Veranstaltung - Das Hohelied auf die Tiefenwärme – und ein paar Molltöne
Messehalle bei der DGMK-Frühjahrstagung 2025 in Papenburg. Quelle: Volker Stephan
VERANSTALTUNG:
Das Hohelied auf die Tiefenwärme – und ein paar Molltöne
Von 1 Prozent auf 60 Prozent Anteil an der Wärmeversorgung? Die Geothermie hat großes Potenzial und steht vor nicht minder großen Herausforderungen, heißt es auf einer DGMK-Tagung.
 
Wie wir heute heizen und wie wir – um Himmels, also um Klimas Willen – künftig heizen wollen, darauf haben Protagonisten der Geothermie einen klaren Blick. Die Wärme aus der Tiefe sei in einem optimierten (Fern-)Wärmenetz ein essentieller Baustein, sagt etwa Marco Wunsch.

Der Geologe ist zum Thema „Mitteltiefe Geothermie und Fernwärme – Entwurf eines Ausbaupfades“ Gastredner am zweiten Tag des Frühjahrskongresses, den die Deutsche Wissenschaftliche Gesellschaft für nachhaltige Energieträger, Mobilität und Kohlenstoffkreisläufe (DGMK) und die Österreichische Gesellschaft für Energiewissenschaften (ÖGEW) in Papenburg (Niedersachsen) abhalten. Marco Wunsch arbeitet für die Geothermie Neubrandenburg GmbH (GTN), ein international tätiges Beratungs- und Planungsbüro von Ingenieuren und Geologen.
 
Geologe Marco Wunsch von der Geothermie Neubrandenburg GmbH spricht auf dem DGMK-Kongress in Papenburg.
Quelle: E&M / Volker Stephan

Die Vorteile der Geothermie hebt Marco Wunsch ausführlich hervor. Seiner Ansicht nach seien sie umfassend und bestünden zum Beispiel in der Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen, die heute noch zu etwa zwei Dritteln für warme Wohnungen und warmes Wasser in unseren Gebäuden verantwortlich zeichnen. Es bestehe ferner Versorgungssicherheit, Geothermie sei grundlastfähig, leiste einen Beitrag zur Netzstabilität, habe oberirdisch einen geringen Platzbedarf und sei eine bewährte Technologie mit hoher Effizienz.

Die Effizienz lässt sich in Heller und Pfennig darstellen – und für moderne Zeiten natürlich auch in Cent. Bei der mitteltiefen und tiefen Geothermie sei mit dem Einsatz von 1 kWh Energie zwischen 9 und 30 kWh Wärme zu gewinnen. In Kombination mit einer Wärmepumpe immer noch 3,8 bis 6,9 kWh – so viel, wie keine andere regenerative Erzeugungsart an Wärme hervorbringen kann, auch Power-to-Heat nicht.

Der Erfolg der Geothermie stellt sich aber nicht von allein ein, sondern hat verschiedene Hürden zu meistern. Marco Wunsch führt eine Reihe davon an, etwa die aufwändige Netzintegration eines Kraftwerks und die quartiersweise Abstimmung mit Konkurrenzangeboten wie der Wärmepumpe. Auch stelle sich die Frage nach den geeigneten Standorten für Bohrungen und oberirdische Anlagen. Außerdem durchlaufe die Geothermie stets schwierige Genehmigungsverfahren bei gleich verschiedenen Behörden (Berg, Umwelt, Wasser) und auch die entstehenden Vibrationen und Lärmemissionen seien letztlich einzuhegen.

Marco Wunsch kennt und begleitet einige Projekte, die im urbanen Bereich von Lärmschutzwänden umgeben sind. Er empfiehlt eine weitgehende Einhäusung von Apparaturen und Maschinen, um die Umwelt, also auch die Nerven der Bevölkerung, zu schonen.

Der Geologe aus Neubrandenburg hofft, dass sich die Prognosen bewahrheiten, nach denen die Geothermie mittelfristig aus ihrem Schattendasein heraustritt. Heute stellt sie mit der eingerechneten Solarthermie etwa 1 Prozent der Wärmeversorgung. Nach Analysen des Fraunhofer-Instituts könnte sie einen Wert von 60 bis 80 Prozent erreichen.

Marco Wunsch hält den Maximalwert für zu optimistisch. „Dafür müssten die geologischen Bedingungen an jedem Standort ideal sein.“ Er gehe eher von bis zu 60 Prozent aus, das sei immer noch ein Großteil des Bedarfs an Fernwärme in Deutschland und ein Indiz für die Relevanz der Geothermie.
 

Volker Stephan
© 2025 Energie & Management GmbH
Freitag, 09.05.2025, 09:23 Uhr

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